Dienstag, 19. September 2006

Immer der Nase nach

Dacht ich mir und habe mich breitschlagen lassen "Das Parfum" anzuschauen. So schlimm wie ich nach den Kommentaren meiner Kollegen und diverser größerer Medien erwartet hatte wars dann auch gar nicht. Tolle Bilder und eine Kameraführung, die im Ansatz versucht hat, das umzusetzen, was Süskind durch unnachahmlich geniale Sprache geschafft hat: Die Welt der Gerüche vor einem auf zu tun.

Versucht heißt aber leider nicht automatisch gelungen, womit das Hauptproblem auch schon evident wird. Film ist nun mal nicht Literatur und Bilder wirken anders als Worte. Warum diesen Umstand leugnen? Da geht es einfach nicht, jede literarische Idee ohne Adaption in den Film zu übernehmen. Offensichtlich wird das beim Erzähler: Er wirkt im Film an vielen Stellen überflüssig, nirgends jedoch mehr als wenige Minuten vor Schluss. Da erklärt er denen, die es bis dahin noch immer nicht begriffen haben, worum es denn im Film geht und was der Schluss, den wir zu dem Zeitpunkt noch nicht kennen (außer wir haben das Buch gelesen), denn bedeuten soll. Schrecklich! Wenn es ein Film in 90 Minuten nicht schafft, seine Botschaft in Bilder und Gesten zu packen, dann frag ich mich ernsthaft, was Regie und Drehbuch bis dahin geleistet haben. Oder anders gesagt: Glaubt Tykwer nicht an die Kraft seines eigenen Werks? Hält er uns Zuschauer gar für blöd?

Der Gestus der Geschichte ist toll. Nur stammt er leider (oder Gott sei Dank?) nicht von den Drehbuchschreibern (Birkin, Eixchinger, Tykwer). Deshalb: Buch top, Film flop. Aber diskutiert darüber doch bei einem entspannten Milchkaffee ;)

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