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Habe heute meinen ersten Viennale-Film dieses Jahres gesehen, den ersten von insgesamt acht.
Amos Gitai verfolgt seit 25 Jahren das Leben in und um ein Haus im Westen Jerusalems und heftet sich immer wieder an die Fersen seiner BewohnerInnen. Der vorläufig letzte Teil der Trilogie entstand 2005 und ist bei der V'06 zu sehen.
Gitai ist Israeli, geboren in Haifa, und als solcher könnte er aus einer Dokumentation über den Nahen Osten (das Haus steht laut Regisseur als Metapher für das Land und den Konflikt) leicht einen Propaganda-Film gegen die Palästinenser machen. Aber offensichtlich haben sich die Positionen nicht nur in Europa sondern auch in Israel selbst liberalisiert - zumindest auf einer künstlerischen Ebene. Gitais Film ist ein Portrait der vertriebenen und enteigneten Generation der Palästinenser, die im Zuge des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 zu Tausenden Haus und Hof verlassen haben und nach Jordanien und andere Nachbarländer geflohen sind.
Auch die ursprünglichen Bewohner des "Hauses" leben heute in Amman und machten (unfreiwillig) Platz für algerische Einwanderer. Gitai spricht mit allen Beteiligten und kommentiert seinen Film aus dem Off.
Das Endergebnis ist für mich ein unerwartetes: Gitai ergreift Partei für die Flüchtlinge (so weit so gut) und sieht die Lösung des Siedlungsproblems indirekt in einer Rückgabe aller Häuser an ihre Erbauer(!). Haben alle Kriege, Verhandlungen, Intifadahs nichts genützt? Ist nicht längst klar geworden, dass das NICHT die Lösung des Problems sein kann? Dieser Ansatz führt nicht zu einer friedlichen Lösung, sondern nur zu noch mehr Krieg und noch mehr Gewalt. So hat doch alles angefangen! Außerdem ist es schlicht undurchführbar, jedes Haus an die Familie zurückzugeben, die es gebaut hat. Das funktioniert doch nicht! Irgendjemand wird immer unzufrieden sein.
Ich sage nicht (und wer wäre ich, wenn ich es täte), dass ich wüsste wie man den Nahost-Konflikt beilegen kann. Darum geht es hier auch nicht. Aber die Siedlungs- und Flüchtlingsthematik ist einer der größten Konfliktherde mit den verhärtetsten Fronten. In einer Zeit, in der die Diplomatie den Vorrang vor allem haben sollte, ist es unverantwortlich, einen Film zu machen, der Maßnahmen propagiert, die in der Vergangenheit zu Krieg geführt haben.
Amos Gitai verfolgt seit 25 Jahren das Leben in und um ein Haus im Westen Jerusalems und heftet sich immer wieder an die Fersen seiner BewohnerInnen. Der vorläufig letzte Teil der Trilogie entstand 2005 und ist bei der V'06 zu sehen.
Gitai ist Israeli, geboren in Haifa, und als solcher könnte er aus einer Dokumentation über den Nahen Osten (das Haus steht laut Regisseur als Metapher für das Land und den Konflikt) leicht einen Propaganda-Film gegen die Palästinenser machen. Aber offensichtlich haben sich die Positionen nicht nur in Europa sondern auch in Israel selbst liberalisiert - zumindest auf einer künstlerischen Ebene. Gitais Film ist ein Portrait der vertriebenen und enteigneten Generation der Palästinenser, die im Zuge des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 zu Tausenden Haus und Hof verlassen haben und nach Jordanien und andere Nachbarländer geflohen sind.
Auch die ursprünglichen Bewohner des "Hauses" leben heute in Amman und machten (unfreiwillig) Platz für algerische Einwanderer. Gitai spricht mit allen Beteiligten und kommentiert seinen Film aus dem Off.
Das Endergebnis ist für mich ein unerwartetes: Gitai ergreift Partei für die Flüchtlinge (so weit so gut) und sieht die Lösung des Siedlungsproblems indirekt in einer Rückgabe aller Häuser an ihre Erbauer(!). Haben alle Kriege, Verhandlungen, Intifadahs nichts genützt? Ist nicht längst klar geworden, dass das NICHT die Lösung des Problems sein kann? Dieser Ansatz führt nicht zu einer friedlichen Lösung, sondern nur zu noch mehr Krieg und noch mehr Gewalt. So hat doch alles angefangen! Außerdem ist es schlicht undurchführbar, jedes Haus an die Familie zurückzugeben, die es gebaut hat. Das funktioniert doch nicht! Irgendjemand wird immer unzufrieden sein.
Ich sage nicht (und wer wäre ich, wenn ich es täte), dass ich wüsste wie man den Nahost-Konflikt beilegen kann. Darum geht es hier auch nicht. Aber die Siedlungs- und Flüchtlingsthematik ist einer der größten Konfliktherde mit den verhärtetsten Fronten. In einer Zeit, in der die Diplomatie den Vorrang vor allem haben sollte, ist es unverantwortlich, einen Film zu machen, der Maßnahmen propagiert, die in der Vergangenheit zu Krieg geführt haben.
Milchkaffee - 16. Okt, 22:42